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Tantrische Göttinnen

Mild oder wild?
Populärkultur und Ritual tantrischer Göttinnen im modernen Indien
Dr. des. Xenia Zeiler bei "Wissen um 11"

Am Samstag, den 07. August um 11 Uhr wird Dr. des. Xenia Zeiler den Vortrag halten: Mild oder wild? Populärkultur und Ritual tantrischer Göttinnen im modernen Indien. Zeiler studierte Südasiatische Altertumswissenschaft, Kulturwissenschaft, Islamwissenschaft und Germanistik in Berlin und New Delhi. Es folgte die Promotion in Klassischer Indologie am Südasien-Institut Heidelberg zu Transformationen in Repräsentation, Ritual und Verehrung der hinduistisch-tantrischen Göttin Dh?m?vat?. Seit über zehn Jahren ist sie in der universitären Lehre zum Hinduismus tätig. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte sind die Transformationen in Hinduismus und Tantrismus vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Volkshinduismus und zunehmend Hinduismus und Medien.

Zum Vortrag
Göttinnen sind zahlreich und vielfältig im hinduistischen Pantheon vertreten. Bereits im religionshistorischen Verlauf des Hinduismus, aber auch in der Gegenwart erscheinen sie häufiger als männliche Gottheiten ambivalent und mitunter auch potenziell gefahrvoll. Dies trifft auf Göttinnen zu, die einem ursprünglich tantrischen Kontext entstammen. Auch solche in Teilen bedrohliche, "wilde" Göttinnen haben jedoch fast immer eine sanftere, "milde" Seite. Im modernen Hinduismus erfährt letztere oft eine Betonung, die im originären Konzept nicht vorhanden war. Als Folge von Transformations- und (Re)Interpretationsprozessen entstanden und entstehen so im rezenten Hinduismus in ihrer Repräsentation teilweise radikal gewandelte Göttinnen ? von wild zu mild. Am Beispiel der ehemals elitären hinduistisch-tantrischen Göttin Dh?m?vat?, welche in mittelalterlichen Sanskritquellen ausnahmslos als gefahrvoll, bedrohlich und furchterregend dargestellt wird, sollen Transformationen zur milden, zugänglichen, sorgenden Schutzgottheit näher bestimmt werden. Die Göttin wird seit dem 11. Jh. als greise Witwe dargestellt; sie steht am Rande oder außerhalb der sozialen Gemeinschaft und symbolisiert Armut, Elend, Streit und unerfüllte körperliche Bedürfnisse wie Hunger und Durst. In tantrischen Quellen wird diese furchterregende Göttin mit der Lähmung und Tötung von Feinden verbunden. Im modernen Indien wandelte sich dieses Bild jedoch nachdrücklich. In ihrem Tempel im kontemporären Benares erscheint Dhumavati weitgehend als gütige, wohlwollende und sogar mütterliche Göttin. Weshalb ist dies so, weshalb gibt es den Trend der "Versüßung" wilder Göttinnen im rezenten Hinduismus? Basierend auf der Beantwortung dieser Fragen soll im Vortrag auch die generelle Struktur der Populärkultur hinduistisch-tantrischer Göttinnen im modernen Indien diskutiert werden.

Am Samstag, den 14. August wird Maria Hermes den Vortrag halten: Psychiatrie im Krieg: Das Bremer St. Jürgen-Asyl im Ersten Weltkrieg.

"Wissen um 11", die Wissenschaftsmatinee in Bremen, in der spannende und aktuelle Themen aus der Wissenschaft jeden Samstag um 11 Uhr in dreißig Minuten vorgestellt werden.
Der Eintritt ist frei.

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